Die Globalisierung der Kampfkünste am Beispiel des BJJ: Geschichte, Medien, Märkte

In diesem Aufsatz werden die Globalisierungsprozesse des brasilianischen Jiu-Jitsu (BJJ) von seinen Wurzeln im japanischen Jujutsu bis zur weltweiten Verbreitung durch Mixed Martial Arts (MMA) nachgezeichnet. Es wird gezeigt, wie Pioniere wie Kano, Maeda und die Gracies zentrale Übergänge ermöglichten. Der Text beleuchtet ökonomische, kulturelle und mediale Einflussfaktoren und analysiert die Transformation von einer traditionellen Kampfkunst hin zu einem globalen Sport. Auch die Rolle der UFC als Plattform für BJJ wird detailliert dargestellt. Die Verbindung von nationaler Identität mit globalem Marketing wird als Schlüsselfaktor für den Erfolg identifiziert. Der Aufsatz diskutiert zudem geopolitische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die zur weltweiten Akzeptanz beitrugen. BJJ dient als Fallbeispiel für die Globalisierung von Kampfkünsten im Allgemeinen. Abschließend wird das Spannungsverhältnis zwischen Kommerz, Tradition und Innovation kritisch reflektiert.

Geografie der Kampfkünste

Autor*in: Albrecht Urs-Vito

DOI: 10.4119/unibi/3003653

Jahr: 2025

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Lizenz: CC BY-ND 4.0

In diesem Aufsatz werden Globalisierungsprozesse der Kampfkünste am Beispiel des brasilianischen Jiu-Jitsu (BJJ) illustriert. Zu diesem Zweck wird die Entwicklung und der historische Hintergrund vom Jujutsu bis zu den Mixed Martial Arts (MMA) dargelegt. Auf diese Weise werden die Leser mit den wichtigsten Persönlichkeiten bekannt gemacht, die die Kunst verändert, institutionalisiert und beschleunigt haben. Außerdem erfahren sie etwas über die kulturellen Kontexte und Umstände sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die zum Übergang von der kriegserprobten Technik der Samurai zum kommerziell betriebenen Kampfsport führten. Ferner werden die starken Verbindungen zwischen einzelnen Personen zu jedem Übergangsschritt und die Beiträge der einzelnen Personen hervorgehoben, die zu der heutigen Situation geführt haben. Im weiteren Verlauf des Aufsatzes werden die Faktoren, die zur Globalisierung beitragen, deutlicher beschrieben. Die Rolle der Medien wird ebenso hervorgehoben wie die Begeisterung der Zuschauer für den Sport. Zudem wird der wirtschaftliche Wert des BJJ beschrieben. Abschließend werden die verschiedenen Aspekte der Globalisierung des BJJ zusammengefasst und mit Beobachtungen zu anderen Kampfsportarten diskutiert.

Merkmale des BJJ

MMA als der Vollkontakt-Kampfsport, den wir heute kennen, ist eine Mischung aus Techniken, die aus verschiedenen weltweit praktizierten Kampfsportarten übernommen wurden. Es übernimmt zum Beispiel Tritttechniken aus dem thailändischen Muay Thai und dem japanischen Karate, Faustkampfelemente aus dem Boxen, Takedowns1 und Griffkampf-Techniken (engl. »grappling«) aus dem Judo, dem Jujutsu und natürlich das, wofür es laut Gentry am berühmtesten ist, das BJJ. Im Folgenden wird eine kurze Einführung in das BJJ gegeben, um dem Leser einen besseren Eindruck von dieser Kampfkunst zu vermitteln und seinen Wert für die Kampfsportgemeinschaft im MMA zu verstehen. BJJ ist eine Kampfsportart, deren Schwerpunkt auf dem Grappling liegt. Das Ziel des BJJ-Praktizierenden ist es, die Kontrolle über seinen Gegner zu übernehmen, indem er hn zu Boden bringt, mit ihm ringt und Bodenkampftechniken anwendet, um dominante Kontrollpositionen zu erreichen, die den Gegner zur Aufgabe zwingen. Das Wissen um die Prinzipien der Hebelwirkung ist der Schlüssel zum Verständnis und zur korrekten Anwendung der BJJ-Unterwerfungstechniken (engl. »submissions«). Mit dem Konzept der Hebelwirkung ist es für körperlich unterlegene Personen möglich, Gegner mit größerer Größe und Kraft zu überwinden. Kämpfer, die in Hebel- und Isolationskonzepten geschult sind, sind in der Lage, erhebliche Abweichungen der physischen Variablen zu kompensieren (siehe Cavalcanti und Van Schuyver). Das BJJ ist stark mit dem Jujutsu und Judo verwandt, wie in den folgenden Kapiteln ausführlich erläutert wird.

Merkmale der Globalisierung

Nach Van der Bly beschrieb der Begriff Globalisierung ursprünglich die Entstehung internationaler Verflechtungen und Integrationen zwischen Wirtschaftssystemen, die auf Offenheit, liberalem Handel, Investitionen und Finanzen beruhen und zu einer »offenen Wirtschaft« führen. Einer der ersten, der den Begriff »Globalisierung« in den 1980er Jahren prägte, war Theodore Levitt. Er verwendete ihn im Zusammenhang mit dem Marketing, um Anpassungen an die Technologien und soziale Verhaltensweisen zu beschreiben, die es multinationalen Unternehmen ermöglichten, durch den weltweiten Verkauf der gleichen Produkte ein bestimmtes Publikum anzusprechen (Feder). In seiner 1983 in der Harvard Business Review veröffentlichten Arbeit beklagt er, dass nationale Unterschiede und regionale Präferenzen bei der Anwendung dieses Konzepts nicht unbedingt respektiert werden. Im geschäftlichen Sinne gebe es Unterschiede zwischen Unternehmen, die eine »globale« und denen, die eine »multinationale« Strategie verfolgen, wobei letztere die lokalen Besonderheiten, sozioökonomischen Aspekte und Ähnliches viel mehr respektierten. Im Gegensatz dazu wird der Begriff außerhalb der Wirtschaftswissenschaften oft in einer umfassenderen Weise verwendet. Dort werden nicht nur wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt, sondern oft auch soziale und kulturelle Aspekte eingeschlossen. Dieses sind z. B. »die Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen, die entfernte Orte so miteinander verbinden, dass das lokale Geschehen von Ereignissen geprägt wird, die viele Meilen entfernt stattfinden und umgekehrt« (Giddens). Albrow und King beziehen bei der Definition von Globalisierung alle Prozesse ein, die zu einer einzigen, weltweit vernetzten Gesellschaft führen. In diesem Aufsatz wird auf diese, breiter angelegte Definition Bezug genommen.

Der Übergang vom Lokalen zum Globalen

MMA ist ein Ausdruck der Globalisierung an sich und das Ergebnis nicht nur eines Übergangsprozesses vom durch Samurai-Kriegsführung geprägten Jujutsu über das spirituelle und sportliche Judo und das brasilianische Jiu-Jitsu. Vielmehr wurden durch den geografischen Übergang von den japanischen Ursprüngen über Europa zu den amerikanischen Kontinenten und von dort aus in fast jeden anderen Teil der Welt beeinflusst. In engem Zusammenhang mit dieser Entwicklung steht das öffentliche Interesse an kommerziell organisierten und unterhaltsamen Kämpfen, das zu dem milliardenschweren MMA-Geschäft mit seiner starken (Multi-)Medienpräsenz und der weltweiten PR-Maschinerie geführt hat. Es gibt viele Parallelen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, und es lohnt sich, den historischen Weg der Ereignisse zu verfolgen, die zur am schnellsten wachsenden Sportart des 21. Jahrhunderts führten. Diese Erkenntnisse werden dazu beitragen, Hypothesen über Schlüsselaspekte aufzustellen, die für die Globalisierung des Kampfsports im Allgemeinen relevant sind. Was sofort auffällt, ist, dass Schlüsselfiguren identifiziert werden können, die den Unterschied ausmachten und die hauptsächlich für den Wandel verantwortlich waren. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang Kano Jigoro, Maeda Mitsuyo und Helio, Rorion und Royce Gracie.

Vom Jujutsu zum Judo – Jigoro Kano

Jujutsu wurde im Altertum von den Samurai als waffenlose Kampfkunst auf den japanischen Schlachtfeldern praktiziert. Die Rivalität zwischen den Samurai-Clans beschäftigte jahrhundertelang das ganze Land, und diese Clans verfeinerten die Jujutsu-Techniken zusätzlich zu anderen angewandten Kampfkünsten, wie dem von ihnen bevorzugten Kenjutsu (Schwertkampf), durch ständige Anwendung. Mit dem Tokugawa-Shogunat (1600-1868) und der Einsetzung des Shoguns als mächtiger Herrscher über die Inseln Japans ebbte der aggressive Wettbewerb ab. Die Einstellung der Samurai zum Jujutsu sublimierte sich zu einer eher spirituellen als physischen Praxis. Die ehemalige Kriegerklasse folgte nun einem »Weg», der aus dem Studium von Kunst und Philosophie bestand, um ihre Existenz zu definieren. Mit der Meiji-Restauration, die 1868 begann, nahm die Bedeutung des Jujutsu für die Samurai zu, da das offene Tragen von Schwertern in der Öffentlichkeit und das Praktizieren von Kenjutsu verboten wurden. Die Öffnung zum Westen wurde kurz vor dieser Modernisierungsepoche eingeleitet und ermöglichte eine Säkularisierung und Verwestlichung des ehemals selbst isolierten Landes, was zu sozialen und kulturellen Veränderungen führte. Der in England geschulte und bekannte Jujutsu-Meister Jigoro Kano (1860-1938) war die Hauptperson, die für den Übergang vom kriegsorientierten Jujutsu zu einer Freizeitgestaltung und Selbstentfaltung fördernden Aktivität verantwortlich war. Die Entwicklung führte im 20. Jahrhundert zur ersten als olympische Disziplin anerkannten asiatischen Kampfkunst – dem Judo. Kano nutzte den Zeitgeist mit der zunehmenden nationalistischen Identifikation, die aus dem Sieg in mehreren Konflikten (wie dem Russisch-Japanischen Krieg2) und der Popularität von aus dem Westen übernommenen Kampfsportveranstaltungen resultierte. Er konzipierte Judo als eine Kampfsportart, die sich auf persönliche Entwicklung, Fitness und Wettbewerb konzentriert. Kano war gut situiert und von der Gesellschaft und als Beamter von den Politikern anerkannt. Er nutzte seinen Einfluss als Mitglied der politischen Elite, um Judo zu fördern und es zu einer festen Größe im japanischen Bildungssystem zu machen. Im Jahr 1882 gründete Kano das Kodokan-Judo-Institut3 und institutionalisierte seinen Jujutsu-Stil, der eine Verschmelzung mehrerer Jujutsu-Schulen darstellte und einen starken Schwerpunkt auf Wurftechniken, Angriffs- und Fegetechniken sowie Bodentechniken legte.

Vom Judo zum BJJ – Mitsuyo Maeda

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschloss Kano, sein Kodokan-Judo in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) einzuführen. Kano wählte ein Team aus Tsunejiero Tomita (1865-1937) und Mitsuyo Maeda (1878 - 1941), um in Amerika für Judo zu werben. Zu dieser Zeit war Judo bereits auf dem Kontinent und insbesondere bei Theodore Roosevelt Jr. (1858-1919) bekannt. Präsident Roosevelt wurde nicht nur in die Kunst eingeführt, sondern er war auch laut Green und Svinth ein begeisterter Praktiker und Schüler von Yamashita Yoshitsugu. Tomita war als eine der vier Säulen des Kodokan-Judos bekannt (Ohlenkamp). Er war einer der ersten Empfänger eines schwarzen Gürtels durch Kanos Hände und war ein sehr erfahrener Ausbilder der Kunst mit einer mehr als 40-jährigen Erfahrung. Tomita wurde von dem jüngeren und talentiertesten Kodokan-Judoka Maeda Mitsuyo begleitet, der bereits legendären Status auf diesem Gebiet erlangt hatte. Die von Kano gesandten »Botschafter« erreichten New York im Dezember 1904 und präsentierten Judo an der United States Military Academy in West Point, New York, im Januar 1905 mit mäßigem Erfolg. Tomita und Maeda eröffneten ein Dojo in New York City und Maeda lehrte an der Princeton University, New Jersey. Maeda war mit seiner Situation als Judo-Lehrer nicht sehr zufrieden und interessierte sich mehr für Preiskämpfe4, und mit seinem ersten Sieg über den Ringer John Piening aus Brooklyn im Jahr 1906 in Catskills, New York, begann Maedas Karriere als Profikämpfer. Von 1907 bis 1908 verbrachte Maeda etwa 14 Monate in Europa und unterrichtete an der Universität von Cambridge in England und auf dem Marinestützpunkt auf Whale Island. In dieser Zeit nahm Maeda nicht nur an Judo-Vorführungen teil, sondern auch an mehreren Ringkämpfen in England, Belgien, Frankreich, Italien und Spanien. Beim internationalen »Alhambra Tournament« in London, einer der größten »Catch-as-Catch-can5«-Veranstaltungen in Europa, kämpfte er gegen international bekannte Kämpfer wie den Deutschen Peter Götz (1887-1944), den Österreicher Henry Irslinger (1888-1945) und den Schotten Jimmy Esson6. Der Kampf gewann für Maeda immer mehr an Bedeutung, da er seinen exzessiven Lebensstil durch regelmäßige Kämpfe finanzierte und unter dem Pseudonym »Conde Koma7« ein Preiskämpfer wurde. Ab Anfang 1909 begann Maeda mit Judo-Vorführungen, die er in den ersten sieben Monaten in Kuba mit etwa 400 Veranstaltungen durchführte, was für ihn ein großer Erfolg war und ihn auf der Insel berühmt machte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Mexiko kehrte er nach Kuba zurück, wo er die damaligen Weltmeister im Ringen und Boxen herausforderte, die die Herausforderung jedoch nicht annahmen. Um 1912 bildeten Maeda und die Judokas Soishiro Satake, Akitaro Ono und Tokugoro Ito eine Ringertruppe erfolgreicher japanischer Kämpfer, die bald als die »vier Könige von Kuba« bekannt wurden. In dieser Formation reiste die Gruppe durch Mittel- und Südamerika, d. h. Costa Rica, El Salvador, Honduras, Kolumbien, Panama, Ecuador und Peru, und gab dort Judo-Vorführungen. Ab 1914 war die Gruppe auch in Brasilien sehr aktiv. Die »vier Könige von Kuba« trennten sich 1916 nach einem viertägigen Ringkampf, den Maeda in Manaus organisiert hatte. Daraufhin schloss sich Maeda 1917 dem »Queirolo Brother's American Circus« an. Vermutlich machte er dort die Bekanntschaft von Gastao Gracie, einem Unternehmer und Boxpromoter, der geschäftlich mit dem Zirkus verbunden war. Maeda8 unterrichtete Carlos Gracie (1902-1994), den jugendlichen Sohn von Gastao, um die 1920er Jahre in Jujutsu. Es gibt eine (nicht belegte und in den offiziellen Regeln des Kodokan nicht erlaubte) Annahme, dass Gastão Gracie den Japaner Maeda bei dessen Versuchen unterstützte, eine japanische Kolonie in Brasilien aufzubauen. Als Dank dafür soll Maeda dann Gastãos Sohn oder Familie im Kampfsport unterrichtet haben. Im Jahr 1925 eröffnete Carlos Gracie in Rio de Janeiro sein eigenes Ringertraining, was die Geburtsstunde des brasilianischen Jiu-Jitsu, wie es heute bekannt ist, markierte.

Vom BJJ zur »Ultimate Fighting Championship« – Helio, Rorion und Royce Gracie

Die Familie Gracie ist seit jeher stark mit dem BJJ9 verbunden, jedoch ist in der Literatur nicht eindeutig dokumentiert, welche Techniken tatsächlich auf sie zurückzuführen sind. Wissenschaftliche Literatur über die Gründung des BJJ ist rar, aber es gibt einige Sekundärliteratur von Gentry10, Cavalcanti und Van Schuyver sowie Gullo, die plausible (auto-)biografische Informationen sowie einige historische Ereignisse enthält und die Beteiligung der Familie beleuchtet. Carlos Gracies jüngerer Bruder Helio (1913-2009) soll die bestehenden Techniken so verändert haben, dass sie effizienter und damit weniger energieaufwändig waren. Er legte auch mehr Wert auf Bodenarbeit und Unterwerfungstechniken, die besser zu seiner körperlichen Verfassung passten. Gentry bezeichnet Helios Beitrag als den wichtigsten und nennt ihn den Begründer des BJJ. Als Erwachsener wurde Helio ein erfolgreicher Jahrmarktsringer, und er förderte das Familiengewerbe mit hochkarätigen Kämpfen. Im Jahr 1932 trat Helio die Nachfolge des Boxers Antonio Portugal an. Der steigende Erfolg von Helios Kämpfen wurde seitdem von einer unterstützenden Berichterstattung begleitet, insbesondere von der damals größten brasilianischen Zeitung (»O Globo«). Laut Gentry wurde die Verbindung zu »Vale Tudo11« von Journalisten hergestellt, was dazu beitrug, das kämpferische Image des Kampfsportstils zu verbessern. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere forderte Helio Gracie 1951 Masahiko Kimura (1917-1993) im Maracana-Stadion vor 20.000 Zuschauern mit der Schlagzeile »Championship in Jiu-Jitsu« heraus. Kimura war ein ehemaliger japanischer Judoka, der mit einer bemerkenswerten Bilanz (er hatte in 13 Jahren keinen einzigen Kampf verloren) ins Preiskampfgeschäft gewechselt hatte. Helio Gracie verlor seinen ersten Kampf, nachdem sein Bruder Carlos nach 13 Minuten Kampfzeit das Handtuch geworfen hatte. Ein Grund dafür könnte der Armhebel von Kimura in der 3. Minute gewesen sein, der möglicherweise Helios Ellbogen12 brach. Die Niederlage hatte jedoch keinen Einfluss auf Gracies Popularität – im Gegenteil. Seine Bereitschaft zu kämpfen, die sogar von Kimura anerkannt und gelobt wurde, förderte Helios Popularität und Ansehen. Helio Gracie zog sich 1957 zurück, nachdem er gegen Waldemar Santana (1929-1984), einen seiner ehemaligen Schüler, verloren hatte, der später 1959 ebenfalls von Kimura besiegt wurde. Helios Neffe, Carlson Jr. Gracie (1932-2006), wurde der neue Champion, der in den 1960er Jahren viele hochkarätige Kämpfe gewann. Er besiegte Santana, was allgemein anerkannt wurde, da der Kampf in Brasilien unter dem Titel »Vale Tudo on TV« im Fernsehen übertragen wurde. Tatsächlich wurde die Übertragung von Vale Tudo-Kämpfen populär, und Helio Gracie selbst war der Produzent von mindestens einer solchen Sendung mit dem Titel »Herois do Ringue13«. 1978 ließ sich Helios Sohn Rorion Gracie (geboren 1952) in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) nieder14, um BJJ in diesem Land bekannt zu machen. Er unterrichtete Schüler in seiner Garage in Südkalifornien. Mit seiner Karriere als Schauspieler in großen Fernsehsendungen wurde er im Verlauf bekannt. Rorions Verbindungen und seine Erfahrung mit dem Filmgeschäft15 sollten wichtige Aspekte für den Durchbruch des BJJ in den frühen 1990er Jahren werden. Hilfreich war zudem, dass einige seiner Schüler, wie der Hollywood-Regisseur John Milius und der Werbefachmann Arthur Davie, im Film- und Werbegeschäft tätig waren. Letzterer wurde ein Geschäftspartner von Rorion und half bei der Entwicklung der Idee, ein »No-holds-barred16«-Turnier im Vale Tudo-Stil zu initiieren, und er wandte sich an die kleine, aber innovative Fernsehproduktionsfirma Semaphore Entertainment Group (SEG)17. SEG war an dem Geschäftsmodell interessiert, Kämpfe ohne jegliche Einschränkung auf Pay-per-View-Basis18 anzubieten, und erklärte sich bereit, das Spektakel als Show und nicht als Sportveranstaltung zu produzieren. Die einzigen Regeln waren: kein Beißen, kein Augenausstechen, kein »Fish-Hooking19«, außerdem gab es keine Gewichtsklassen, keine Handschuhe und keine Kampfrichter. Die (erste) »Ultimate Fighting Championship« (UFC) fand im November 1993 in Denver, Colorado, mit acht Kämpfern statt (darunter der spätere Sieger Royce Gracie (geboren 1966)). Obwohl kein großer finanzieller Erfolg, war die Werbung entscheidend für die Verbreitung des BJJ in der US-amerikanischen Öffentlichkeit. Sie trug dazu bei, die kritische Masse an Schülern zu rekrutieren, die notwendig war, um die Kampfkunst nicht nur bekannt zu machen, sondern auch als wesentliches Element des neu gegründeten Stils der MMA zu fördern.

Gemischte Kampfsportarten und die UFC – Dana White

Die UFC ist inzwischen zu einer regelmäßigen Veranstaltung geworden, aber ihr Charakter hat sich von einem kaum regulierten Spektakel zu einem regulierten Kampfsport gewandelt. Bei den ersten UFC-Veranstaltungen konzentrierte sich die Medienberichterstattung auf die Brutalität der Veranstaltung, die durch die UFC-Pressekampagnen gefördert wurde, die die Rücksichtslosigkeit der Kämpfe unterstrichen. Dieses Understatement des UFC-Managements und der Presse hat den extravaganten Geschmack einiger Zuschauer angesprochen und die Fangemeinde vergrößert, bis sich die Politik einschaltete, um die fragwürdigen Bedingungen zu regeln. 1997 führte der Senator von Arizona und Vorsitzende des Handelsausschusses des US-Senats John McCain20 eine Kampagne an, um die Übertragung der lukrativen UFC-Veranstaltungen per Pay-per-View (ppv) zu stoppen. Die Gründe dafür könnten in der zunehmenden Kritik aus dem Gesundheitswesen liegen, die die angewandten Techniken für zu gefährlich hielten und forderten, dass der »Sport« aus den USA verschwinden sollte (siehe Vaccaro, Schrock und McCabe). Der »Boykott« von McCain war erfolgreich, da die Verkaufszahlen pro Veranstaltung drastisch zurückgingen. Es entstand jedoch ein reger Verkaufs- und Verleihmarkt für Videokassetten. Nach dem Verkauf der UFC an die Fertitta-Brüder wurde durch den Präsidenten des neuen Managements Dana White (geb. 1969) ein Imagewandel hin zu einem legitimen Sport eingeleitet. Laut Gentry war White nicht nur das exzentrische öffentliche Aushängeschild der UFC, sondern auch der strategische Kopf, der die UFC neu organisierte. Es wurden enorme Werbeanstrengungen unternommen, um den Sport populär zu machen und die Interessengruppen (staatliche Sportkommissare, Fernsehanstalten, Gesundheitsbehörden und die Öffentlichkeit) davon zu überzeugen, die UFC zu legitimieren. Schlüsselelement war die Einführung bedeutender Regeländerungen, die den sportlichen Charakter der Veranstaltungen unterstrichen. Die Bemühungen waren erfolgreich, und die UFC kehrte 2001 auf die Fernsehbildschirme zurück. In den folgenden Jahren wuchs die UFC dank cleverem Marketing und brillanten Medienkonzepten, wie UFC-begleitenden (gescripteten) Reality-Shows (z. B. »The Ultimate Fighter«), in Kombination mit strategischen Geschäftsoperationen (z. B. dem Kauf von Konkurrenzunternehmen weltweit, wie »Pride« in Japan). Die Medienpräsenz steigerte ebenfalls die TV-Einnahmen und führte zu dem heutigen finanziellen Erfolg. Heutzutage konkurrieren frühere Nischen-MMA-Veranstaltungen mit Fußball-, Baseball- und Football-Events und haben eine wachsende weltweite Fangemeinde.

Aspekte der Globalisierung von BJJ und MMA

In diesem Abschnitt wird die Globalisierung mit passenden Aspekten des brasilianischen Jiu-Jitsu und der Mixed Martial Arts diskutiert. Auch wenn die Implikationen sehr vielfältig sind, werden aufgrund des geplanten Umfangs dieses Aufsatzes nur einige Aspekte angesprochen. Die folgende Darstellung kann daher nur einen begrenzten Überblick geben, aber keine eingehende Analyse.

Geografische Eigenschaften

Die Globalisierung ermöglicht offene Märkte und damit eine Fülle von Produkten, die weltweit produziert werden. Schaumwein zum Beispiel kann sowohl in Frankreich (Champagner) als auch in Deutschland (Sekt) und Italien (Prosecco) hergestellt werden. Üblicherweise wurden und werden regionale Adjektivverbindungen verwendet, um den Verbrauchern die Herkunft eines Erzeugnisses zu erklären und sie von der Originalität des Produkts zu überzeugen. Die Bezeichnung »Champagner« ist beispielsweise ausschließlich für Schaumwein aus der französischen Region Champagne zugelassen. Solche exklusiven Erzeugnisse gelten oft als von erlesener Qualität und sind daher teuer, werden aber von den Kunden oft dennoch stark nachgefragt. Daher ist eine Unterscheidung zwischen »Originalprodukten« und Nachahmungen mit möglicherweise geringerer Qualität notwendig, um den Wert des Originalprodukts und der entsprechenden (regionalen) Marke, die das Produkt berühmt gemacht hat, zu erhalten und so die lokale Industrie vor Missbrauch oder falscher Auslegung des geografischen Ursprungs zu schützen. Die Bereitstellung geografischer Informationen stärkt sicherlich die nationalistischen Gefühle und die Identifikation. Es gibt nicht viele Kampfsportarten, deren Namen Adjektive enthalten, die auf ihren (vermeintlichen) nationalen Ursprung hinweisen. Das Brazilian Jiu-Jitsu ist ein seltenes Beispiel dafür. Es kann mehrere plausible Gründe für diese Art der Bezeichnung geben. Wie aus den vorangegangenen Kapiteln zu erfahren war, wurde Jujutsu/Judo als Ursprung des BJJ identifiziert, ein Umstand, der von den späteren Gründern des BJJ nie vernachlässigt, sondern vielmehr aufgegriffen wurde. Sie beziehen sich auf »Jiu-Jitsu« in ihrem gewählten Namen, um das technische Erbe ihres Stils zu demonstrieren, und angeblich, um sich der allgemein und international bekannten Kampfkunst zu bedienen, was zur Akzeptanz beitrug. Interessanterweise setzten die Gründer »brasilianisch« vor den Namen, den sie für ihren Stil wählten, um sich vom japanischen Original abzugrenzen. Diese Maßnahme verlieh BJJ eine eigene Identität und verwies gleichzeitig auf die historischen und kulturellen Wurzeln. Diese Art der Verwendung von »brasilianisch« hat eindeutig eine nationalistische Konnotation, die einzigartig ist21. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Konnotation definitiv dazu beigetragen hat, die brasilianischen Konsumenten der Kämpfe leichter an sich zu binden, insbesondere als BJJ durch die UFC weltweit bekannt wurde. Für Zuschauer aus den USA wurde »Brazilian Jiu-Jitsu« mit UFC 1 zu einer eigenen Einheit einer Kampfsportart, vor allem dadurch, dass BJJ die »klassischen«, vorher bekannten Kampfsportarten verdrängte. Dieser Aspekt machte BJJ zu einem Originalprodukt »made in Brazil« (nicht nur »Belem« oder »Rio de Janeiro«). Als die »Mixed Martial Arts« (MMA) aus dem BJJ und anderen Kampfsportarten, wurde das BJJ zu einem wesentlichen Teil dieses neu entwickelten Stils, verlor allerdings hierdurch sein Alleinstellungsmerkmal. MMA wurde zur globalisierten Kampfkunst, die (vermeintlich) beste Techniken aus den verschiedensten Kampfkünsten aus aller Welt kombinierte und die zuvor spürbaren Grenzen zwischen Stilen, Linien und Herkünften verwischte, um eine neue, vielseitige und anpassungsfähige Kampfkunst zu schaffen. So wurde der Schwerpunkt wieder auf die Kämpfer und nicht auf den Kampfstil gelegt. Der ursprüngliche Charakter der UFC, die überlegene Kampfkunst zu identifizieren, änderte sich dahingehend, dass nun die fähigsten Athleten gefunden werden sollten.

Kultur

Bei der Untersuchung der Entwicklung vom Jujutsu zum Judo über das brasilianische Jiu-Jitsu zum MMA lassen sich mehrere Ebenen von kulturbezogenen Aspekten erkennen. Jujutsu war eine Kampfkunst, die im alten Japan auf die Kriegerkaste beschränkt war, und sie durchlief, wie in den vorangegangenen Abschnitten beschrieben, mehrere Übergänge mit kulturellen Implikationen. Kano modernisierte das Jujutsu, indem er westliche Kulturelemente (die europäische Gesundheits- und Fitnessbewegung, den sportlichen Wettkampf und die westliche Militärdisziplin) einführte und mit japanischen Werten des »Weges« und nationalistischen Strömungen verband. Diese Öffnung und der Übergang selbst schufen bereits die Voraussetzungen für jegliche Globalisierungsprozesse. Das Ergebnis war das Judo, das perfekt zum Zeitgeist passte und mit den europäischen und amerikanischen Haltungen harmonierte. Judo war ein nationaler und internationaler Erfolg und verbreitete sich über japanische »Botschafter«, die vom Kodokan entsandt wurden, rasch über den ganzen Globus. Judo folgte streng den japanischen Moralvorstellungen und Traditionen, was sich beispielsweise im hierarchischen Denken und in der Tatsache zeigte, dass Ausländer von den japanischen Meistern nicht unterrichtet werden durften. Andererseits passten sich einige Meister wie Maeda bei ihrer Ankunft in Amerika, wo sie sich in einer Umgebung mit völlig anderen kulturellen Gegebenheiten befanden, gut an den europäischen/karibischen und den südamerikanischen Lebensstil an. Zum Beispiel wurde Maeda als starker Kämpfer, der (vermutlich) regelmäßig finanzielle Probleme hatte, zu einem Preiskämpfer mit hohem Ansehen. Dieser Wandel wäre in Japan nicht gesellschaftsfähig gewesen, aber im Ausland wurde Maeda für seine Werbetätigkeit für das Judo sogar von den Kodokan-Oberen geehrt. Andere Judo-Meister folgten seinem Beispiel, wie die Geschichte zeigt. Als kultureller Aspekt war der Preiskampf und insbesondere das »Vale Tudo« von größter Bedeutung für die Entwicklung des brasilianischen Jiu-Jitsu und die gemeinsame Endstrecke zu den Mixed Martial Arts. »Vale Tudo« war in Südamerika übermäßig erfolgreich, fast ein Jahrhundert vor dem Konzept des »no-holds-barred«-kampfes. Dadurch wurde die Gracie-Familie berühmt, zunächst in Brasilien, dann in den USA und schließlich in der ganzen Welt. Rorion Gracie portierte die Idee des »Vale Tudo« in die USA und traf damit einen Nerv, der als Nebeneffekt zum weltweiten Geschäft mit MMA führte. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Entwicklung, die Ausübung und der Erfolg des brasilianischen Jiu-Jitsu in Brasilien selbst kulturelle Probleme auslösten, da die Gracie-Familie einen Stil etablierte, der den viel älteren und traditionellen Stil des Capoeira herausforderte. Der letztgenannte Kampfstil hat einen stärker emotionalisierten Charakter, da er vermutlich mit der Überwindung von Kolonialismus und Sklaverei zusammenhängt.

Gesellschaftliche Entwicklung

An dieser Stelle wird vor allem den Aspekt der gesellschaftlichen Abgrenzung und Integration von BJJ und MMA diskutiert. BJJ hat eine lange Geschichte der Rivalität mit dem Luta Livre, die sich in Brasilien teilweise in gewalttätigem und aggressivem Verhalten äußerte (bis hin zu verbalen Drohungen, Prügeleien und dem Einsatz von Waffen). Technisch gesehen sind die Stile eng miteinander verwandt und haben auch das »Vale Tudo« gemeinsam. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass Luta Livre ohne Gi (Kampfuniform) praktiziert wird, was eher technische Auswirkungen hat. Heute hängt es von der Einstellung ab, sich für den einen oder anderen Stil zu entscheiden, und manchmal ist es auch eine soziale Aussage. In den Anfängen des BJJ, zu Zeiten von Helio Gracie, trennte der Gi als notwendiges und sehr teures Trainingsutensil die sozialen Klassen22. Wer über ein geringeres Einkommen verfügte, konnte sich weder einen Gi noch ein Training in BJJ leisten. Vermutlich wurde der selektive Aspekt begrüßt, da die Gracie-Familie über einen wohlhabenden Hintergrund verfügte und diesen nicht aufs Spiel setzen wollte. Bis heute wird Luta Livre eher mit den Armen und Underdogs assoziiert, ein Image, mit dem kokettiert wird. In der Vergangenheit forderte das Luta Livre als jüngere Alternative zum BJJ dessen Wirksamkeit erfolgreich heraus, was die Rivalität verhärtete. Mit dem Aufkommen von MMA wurden die Grenzen immer irrelevanter, zumindest in der MMA-Szene. MMA nutzt das, was effektiv ist, und setzt sich über die Regeln und Techniken bestimmter Stile hinweg, was von jeder stilbezogenen Doktrin befreit. In den frühen UFC-Veranstaltungen wurde dies anders gesehen, da das BJJ jeden Stil dominieren (sollte) – was Teil des Konzepts war, das mit dem Verkauf der UFC-Anteile durch Rorion Gracie überholt war23.

Tourismus

Judo, BJJ und MMA sind großartige Beispiele für Kampfsporttourismus auf mehreren Ebenen. Maeda reiste beruflich (und rastlos) durch die ganze Welt, zunächst, um für Judo zu werben, und später, um sich selbst als Preiskämpfer zu promoten. Der Preiskampf war vor Fernsehen und Radio ein reiseintensives Geschäft, da das Spektakel seinen Zuschauern folgen musste, und er war daher oft einem professionellen Zirkus angegliedert oder basierte auf Eigeninitiative in Form einer Truppe von Kämpfern. Obwohl die Kämpfer auch heute noch reisen müssen, um an den entsprechenden professionellen MMA-Veranstaltungen oder kleineren Veranstaltungen teilzunehmen, ist davon auszugehen, dass die Reisehäufigkeit bei semiprofessionellen Kämpfern und Amateuren höher ist. Die Situation für die Zuschauer ist mit den von den Massenmedien zur Verfügung gestellten Methoden wesentlich komfortabler. Mit geringem Aufwand kann ein internationales Publikum Sport oder besondere Ereignisse von fast jedem Ort der Erde aus verfolgen. Einem Ereignis persönlich beizuwohnen, erfordert zwar mehr Aufwand, ist aber immer noch eine Option für diejenigen, die gerne live dabei sind. Es gibt Tourismusagenturen, die sich auf Sporttourismus spezialisiert haben, und viele Fan-Gemeinschaften organisieren ihre Reisen zu den Veranstaltungen privat als Teil ihrer Freizeitaktivitäten.

Geoökonomische Auswirkungen

BJJ hat als Familien- und multinationales Unternehmen eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung. BJJ-Schulen, die von den Geschwistern der Gracie-Familie und ehemaligen Schülern gegründet wurden, sind ein erfolgreiches Franchise, und es gibt mehrere Nachahmer in Brasilien und auf der ganzen Welt. BJJ gilt als Begründer und Fundament der UFC und damit als Grundstein für die globalisierte Sportart »Mixed Martial Arts«. Die UFC-Wettkämpfe sind ein globales Unternehmen und weltweit Vorbild für ähnliche Sportarten/Spektakel. BJJ hat enorme Auswirkungen auf die globale wie auch auf die lokale Wirtschaft: Eine in New York durchgeführte Studie (Connolly berichtet ausführlich) über die wirtschaftlichen Auswirkungen von UFC 205 im November 2016 auf die lokale Wirtschaft fand beispielsweise heraus, dass der Bundesstaat New York erheblich von der Veranstaltung profitierte, die eine Wirtschaftsleistung von 37,4 Millionen US-Dollar erbrachte, davon 18,3 Millionen US-Dollar in Form von Löhnen. Es wurde auch festgestellt, dass die Veranstaltung etwa 300 Arbeitsplätze im Großraum New York förderte und der Staat an Steuern im Umfang von etwa 1,6 Millionen US-Dollar profitierte. Ähnliche Effekte können für andere UFC-Veranstaltungen angenommen werden, auch auf internationaler Ebene, da die UFC international expandiert hat. Bisher fanden Veranstaltungen außerhalb der USA, beispielsweise in Asien (Japan, Macau, Vereinigte Arabische Emirate, Philippinen, Singapur), Europa (Vereinigtes Königreich, Nordirland, Deutschland, Schweden, Polen, Niederlande, Kroatien), Ozeanien (Australien), Südamerika (Brasilien, Mexiko) und Nordamerika (Kanada) statt, und es ist davon auszugehen, dass diese die oben genannten Effekte in unterschiedlichem Maße widerspiegeln. Während die Zuschauerzahlen sicherlich ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg und die Auswirkungen der UFC sind, sind auch andere Aspekte zu berücksichtigen: So brachten Live-Veranstaltungen im Jahr 2015 Einnahmen in Höhe von insgesamt 76 Millionen US-Dollar ein. Die Einnahmen aus der Content-Vermarktung, insbesondere dem Pay-per-View-Verkauf, waren mit 462 Mio. US$ jedoch deutlich höher (aufgeteilt in 42 % privates Pay-per-View, 28 % US-Medienrechte, 18 % Medienrechte, 9 % kommerzielles Pay-per-View und 3 % für Fight-Pässe). Der Verkauf von Konsumgütern (19 Mio. US$) und das Sponsoring (52 Mio. US$) waren ebenfalls erhebliche Einnahmequellen. Die UFC wurde auch als eine der am höchsten bewerteten Sportmarken bezeichnet: Von 2014 bis 2017 stieg ihr Wert von nur 0,44 Mrd. US$ auf ca. 2 Mrd. US$, und ihre Einnahmen beliefen sich allein im Jahr 2015 auf 609 Mio. US$.

Geopolitik

In gewissem Maße stellen Anpassungen an unterschiedliche kulturelle, rechtliche, politische, soziale und wirtschaftliche Bedingungen notwendige Kompromisse dar, um die Akzeptanz des Systems zu ermöglichen. Der beschriebene Übergang vom Judo über das BJJ zum MMA veranschaulicht eine derartige Verpflichtung. Die Kompromisse, die Kano, Maeda und die Gracies eingegangen sind, haben immer dazu beigetragen, dass sich ihr Stil an das Umfeld anpasste, in dem er installiert werden sollte. Dana White unternahm diesen Schritt für die UFC, indem er die große Regeländerung der frühen UFC einleitete, die einen bedeutenden Wandel von der weniger regulierten »Vale Tudo«-Einstellung hin zu einem gut regulierten »MMA«-Sport markierte. Ohne diese Art von Engagement, das in fast allen westlichen Staaten der Welt moralisch vertretbar ist, wäre es zweifelhaft, ob MMA zu einem so weit verbreiteten Phänomen geworden wäre. Das Regelwerk hat dazu beigetragen, ein Gleichgewicht zwischen Sportveranstaltung und Spektakel herzustellen und die Gewalt und Brutalität des MMA auf ein für alle Beteiligten akzeptables Niveau zu bringen. Dieses Konzept ist nicht neu, da Kano das Jujutsu modifiziert hat, indem er gefährliche Techniken eliminierte und die Selbstentwicklungs- und Erziehungsaspekte des Judos betonte, einer ehemals tödlichen Kampfsportart, die auf dem Schlachtfeld angewendet werden sollte. Durch diese Sublimierung wurde Judo in Japan zum Erfolg und konnte von jedem anderen Staat der Welt problemlos akzeptiert und übernommen werden. Mit der Einführung als olympische Disziplin wurde eine weltweite Akzeptanz erreicht.

Globalisierung der Kampfkünste

In den vorangegangenen Abschnitten wurden einige Faktoren der Globalisierung des BJJ und seines Vorgängers Judo und Nachfolgers MMA24 beschrieben. In den folgenden Abschnitten werden Elemente abgeleitet, die für die Globalisierung der Kampfkünste im Allgemeinen relevant sein könnten. Die Analyse der drei Kampfkunststile, bevor sie zu eigenen Entitäten mit individueller Identität wurden, offenbart Gemeinsamkeiten und unterstützende Faktoren. Erstens handelte es sich bei den Begründern aller drei Stile um bemerkenswerte Persönlichkeiten mit zumindest außergewöhnlichen Kampfkunstfähigkeiten, bemerkenswerten politischen und kommunikativen Fähigkeiten sowie einem ausgeprägten Bewusstsein für den Zeitgeist, Geschäftssinn und Überzeugungskraft (Leadership). Zweitens war die Bereitschaft der geistigen Väter notwendig, die Kampfkunst so weit zu verändern und anzupassen, dass sie dem Zeitgeist, der Situation und den Bedürfnissen der Zielbevölkerung entsprach, sodass sich die Kampfkunst in ein neues Gebilde verwandelte (Bereitschaft). Drittens war das tief verwurzelte Interesse an kämpferischen, »echten« Kampfsportwettbewerben mit hohem Unterhaltungsfaktor (Spektakel) immanent (Interesse). Viertens waren die Massenmedien in allen Fällen der wichtigste Verteiler und Beschleuniger für die Prozesse (Kommunikation). Fünftens: Größere finanzielle Investitionen ermöglichten also die Finanzierung größerer Vorhaben (Investition).

Führung und Bereitschaft

In der Gesamtbetrachtung des Globalisierungsprozesses von BJJ fällt eine quasi wellenförmige, abwechselnde Betonung von Partikularisierungs- und Harmonisierungsbestrebungen in den oben genannten Aspekten auf. Es scheint, dass die Initialisierung durch starke, eigenmotivierte Persönlichkeiten (Leader) erfolgte. Diese konnten zunächst in ihrem traditionellen Kampfkunststil und im öffentlichen Leben recht erfolgreich sein und dennoch den starken Wunsch haben, die Tradition zu verändern. Ihre Sicht unterschied sich von der der meisten Anhänger, weil sie auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen im oder mit dem Ausland neue Chancen und Möglichkeiten für die persönliche Entwicklung (z. B. Kano) und/oder den wirtschaftlichen und sozialen Erfolg (z. B. Maeda, Gracie und White) sahen (Bereitschaft). Diese Vordenker leisteten bereits eine Menge Arbeit bei der Anpassung des Stils an die weltweit herrschenden Bedingungen, zumindest an die Bedingungen, die zu einem Konsens führen konnten. Gleichzeitig scheinen diese Menschen ihre eigenen Vorstellungen (Werte) mit dem Zeitgeist ideal in Einklang gebracht zu haben und sie konnten leichte kulturelle und gesellschaftliche Trends erkennen und für ihre Zwecke nutzen. Sie hatten auch ein Gespür für nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtliche Bedürfnisse, die sich aus dem jeweiligen Umfeld und den Rahmenbedingungen ergeben können. Oft gelang ihnen eine kreative Verbindung zwischen vermeintlichen Gegensätzen, z. B. die Verbindung eines nationalistischen Gemeinschafts- und Identitätsgefühls mit dem gleichzeitigen Wunsch nach sportlichen Wettkämpfen und einem spirituellen Lebensstil (siehe Kodokan-Judo). Oder sie befriedigten den Wunsch nach spektakulären, schnellen und realistischen25 Auseinandersetzungen bei gleichzeitiger hoher Sicherheit zur Abwehr schwerer Verletzungen (siehe MMA). Das ist ein moralisch rechtfertigender Kompromiss, der das Angebot, die Ausübung oder den Konsum von Kampfkunst überhaupt erst ermöglicht. Diese visionären Führer wurden zunächst als Synonym für ihren Stil in der Gesellschaft verstanden. In einer anschließenden Umsetzungsphase mit beginnender gesellschaftlicher Akzeptanz wurde das Außergewöhnliche nun zum Alltäglichen und die Wahrnehmung der Gesellschaft verschob sich vom praktizierenden Führer zum praktizierten Stil. Mit steigender Zahl der Praktizierenden kam es zwangsläufig zu einer Liberalisierung des Stils. Kodokan Judo wurde zu Judo, Gracie Jujutsu zu BJJ, alle Kampfsportarten zu MMA. Der Bezug auf den Begründer wurde vor allem aus einer romantischen Motivation heraus hergestellt, aber auch um Originalität auszudrücken (Herkunftsnachweise leisten vor allem bei traditionellen Stilen einen wichtigen Beitrag zur Identifikation). Interessanterweise erforderte diese Homogenisierung einen individuellen, aber zeitgemäßen Personenbezug. Im MMA geht es vor allem um die Kämpfer, die verehrt und gehasst werden. Royce Gracie zog sich als Partner aus dem UFC-Geschäft zurück, als seine Mission, das BJJ bekannt zu machen, erfüllt war. Gracie beschreibt den Aspekt im Zusammenhang mit der UFC wie folgt: »Zuerst war es Stil gegen Stil, jetzt ist es Athlet gegen Athlet, weil jeder kreuz und quer trainiert« (Gracie zitiert in Preston). Er ignoriert jedoch die Tatsache, dass »Gracie« und »BJJ« bis dahin als praktisch identisch wahrgenommen und von ihm und seiner Familie gefördert wurden. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich immer um »Gracie« als kollektives Verständnis handelte und dass dies nun, da verschiedene Stile im MMA gemischt wurden, nicht mehr für eine Diversifizierung ausreichte.

Interesse

Gracie übertrug das Konzept des »Vale Tudo«, das in Südamerika eine lange (akzeptierte) Tradition hatte, in eine Kultur mit einem anderen Wertesystem. Die frühen UFCs mit ihrem besonders westlich geprägten Kampfcharakter des »Vale Tudo« standen jedoch im entschiedenen Gegensatz zum zeitgenössischen Werteverständnis in Nordamerika. Einerseits interessierte sich das Publikum für das Perverse (in diesem Fall die Berücksichtigung von roher Gewalt), was gleichzeitig zu massiver Ablehnung durch Politik und Medien führte. Diese Situation wurde nicht toleriert: Innerhalb der UFC selbst wurden Anpassungen und Nachjustierungen notwendig, um das Unternehmen nicht zu gefährden. Gemeint sind damit die bereits skizzierten Änderungen des Reglements. Diese Anpassung förderte gleichzeitig den weltweiten Erfolg, indem die ursprüngliche Idee des »Vale Tudo« entscheidend beschnitten wurde, obwohl Vale Tudo für den früheren Erfolg verantwortlich war. Zahlen aus dem Jahr 2008 offenbaren die zeitgenössische Motivation des MMA-Konsums: Die Begeisterung für den Sport steht im Vordergrund, vor allem bei Frauen. Laut Seingmo steigert das »Drama« und die »Ästhetik«, die mit den Kämpfen und vor allem den Kämpfern verbunden sind, die Attraktivität. Der Wunsch nach Gewalt kommt erst an fünfter Stelle ins Spiel. Dies verbirgt sich vielleicht hinter dem Drang nach der »Hyperrealität« von MMA als Hauptinteresse. Das Thema soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Stattdessen wird auf ausführlichere Abhandlungen verwiesen, wie z. B. O'Shea in Bowman.

Kommunikation und Investition

An dieser Stelle soll auf die Rolle der Medien (Kommunikation) eingegangen werden, deren Bedeutung vor allem in den oben beschriebenen Globalisierungsprozessen immens ist. Zeitungen, Bücher, Radio- und Fernsehprogramme als quasi grenzüberschreitende Übermittler von Informationen sind auch in den beschriebenen Beispielen als wesentliche Faktoren zu nennen. Medien tragen zur Meinungsbildung und -verbreitung bei und dokumentieren gleichzeitig Zeitgeist, lokale und geopolitische Ereignisse. Paul Bowman beleuchtet in seinen zahlreichen Artikeln häufig den Kontext der Medien und ihren Beitrag zur Aufbereitung der Kampfkünste für die westliche Kultur. In einem Beitrag zur Globalisierung der Kampfkünste schreibt er den Medien einen großen Einfluss auf die beschleunigte Entwicklung der Kampfkünste durch die »Sättigung der Medien- und Kommunikationsnetze und die Vermarktung von Franchises« zu. In Anbetracht des vorgestellten Anwendungsfalls kann ich ihm nur zustimmen. Zu Maedas Zeiten spielten die Printmedien die größte Rolle. Sie dokumentierten seine Erfolge und trugen zusätzlich zur Mystifizierung des »Conde Koma« bei. Werbung und weltweite Berichterstattung gingen in Zeitungen und Zeitschriften Hand in Hand, denn die Kämpfe und Gegner waren international. Neben den Printmedien bezogen die Gracies auch den Fernseh- und Videomarkt effektiv in ihre Promotion ein und trugen so zu einer breiteren und intensiveren Wahrnehmung bei. Hinzu kommt, dass das Internet heute ein nahezu perfektes Eintauchen in die Welt des MMA ermöglicht. Durch die verschiedenen Berichte und Shows, die die Kämpfe begleiten, ist eine vermeintlich »echte« Nähe zwischen dem Publikum und den Kämpfern entstanden. Der Grad der Teilhabe, auch wenn sie virtuell ist, ermöglicht eine fast vollständige Identifikation mit der gesamten UFC. Diese Verbindung erhöht den Realitätssinn und beflügelt das Geschäft. Der Eindruck kann nur durch die direkte Teilnahme am Geschehen, direkt am Oktagon (oder vielleicht nur im Oktagon), noch verstärkt werden. Erinnern wir uns jedoch kurz an die ambivalente Beziehung zwischen den Medien und dem MMA: Die Ablehnung der Medien gegenüber der UFC 1 und 2 war überdeutlich, es handelte sich in den 1990er Jahren sicherlich nicht um eine neutrale Berichterstattung (siehe Masucci und Butryn). Scheitern oder (globaler) Erfolg stehen in direktem Zusammenhang mit den Massenmedien, was ein gemeinsames Merkmal aller Globalisierungsprozesse zu sein scheint, unabhängig davon, ob es sich um Sport, Politik oder Wirtschaft handelt. Abschließend soll noch kurz auf den Investitionsfaktor eingegangen werden. BJJ auf lokaler und multinationaler Ebene oder MMA auf globaler Ebene sind erfolgreiche Geschäftsmodelle. Das erwirtschaftete Geld wird reinvestiert, um das lokale und globale Geschäft zu fördern und so Wachstum zu generieren. Im BJJ waren es Familieninvestitionen, im MMA waren es externe Investoren. Ob BJJ oder MMA, immer gibt es ein Unternehmen mit finanziellem Bedarf, finanziellem Risiko und der Absicht, Gewinn zu machen. Indikatoren dafür sind Merchandising, bezahlte Trainings, bezahlte Wettkämpfe, lizenzierte Nahrungsergänzungsmittel und vieles mehr. Werbung und der Einsatz von Medien machen wohl den größten Anteil aus. Jede Expansion erfordert jedoch zusätzliche Ressourcen und die Erschließung neuer Märkte und Zielgruppen. Diese stehen jedoch nicht unbegrenzt zur Verfügung und es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis eine Rückwärtsbewegung einsetzt. Die Harmonisierungsbestrebungen können dann nicht mehr wirksam umgesetzt werden, was zu einer verstärkten Fragmentierung führt. Sicherlich gibt es bereits einige unmerkliche Entwicklungen, und andere Charaktere interpretieren die Kampfkünste in eine neue Richtung, wodurch der Zyklus von neuem beginnt. Vielleicht habe ich bei meinen Recherchen für diesen Aufsatz auf YouTube schon einige Vorboten gesehen, ohne es zu wissen?

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Footnotes

  1. Techniken, die dazu dienen, den Gegner zu Boden zu bringen.
  2. Siehe Yabu für eine eingehende Analyse.
  3. Japanisch für »ein Ort, um den sanften Weg zu studieren«. 1909 wurde die Institution zur offiziellen nationalen Stiftung.
  4. Die Teilnahme an diesen Aktivitäten war nach den Regeln des Kodokan streng verboten, blieb aber für Maeda ohne Folgen.
  5. Aus dem Englischen: Das Beste, was man mit dem machen kann, was zur Verfügung steht, mit welchen Mitteln oder auf welche Weise auch immer
  6. Maeda verlor gegen die drei Kämpfer, konnte sich aber in einer Revanche eindrucksvoll gegen Irslinger durchsetzen.
  7. Maeda war für seine finanziellen Schwierigkeiten bekannt. Ironischerweise wählte er das japanische Verb »komaru« als Teil seines Künstlernamens. »Komaru« bedeutet übersetzt »unter Schwierigkeiten, Problemen, Sorgen leiden«. Um die Beschreibung seines Dauerzustandes möglicherweise zu karikieren und zu übertreiben, stellte er »Conde«, spanisch für »Graf«, voran, was der meist europäischen Zielgruppe zuliebe wurde »komaru« zu »Koma« verkürzt.
  8. Das Leben und Werk von Maeda Mitsuyo ist sehr aktiv und bunt. Leider ist in diesem Aufsatz kein Platz, um die charismatische und einflussreiche Persönlichkeit im Detail zu beschreiben, und der Autor verweist auf die Werke von Green und Svinth, um mehr über Maeda zu erfahren. Schließlich wurde Maeda kurz vor seinem Tod vom Kodokan mit dem Shichidan für seine kontinuierliche Förderung des Judos geehrt, er nahm sogar die brasilianische Staatsbürgerschaft an und unterrichtete Nicht-Japaner in dieser Kunst.
  9. Die extravagante Schreibweise »Jiu-Jitsu« anstelle von »Jujitsu« könnte auf die frühe Abhandlung »The complete Kano Jiu-Jitsu (Judo)» von Irving H. Hancock und Higashi Katsukuma, erschienen 1905 in New York, zurückzuführen sein.
  10. Vor allem der Autor dieses Buchs verwendet viele Interviews mit verschiedenen Mitgliedern der Gracie-Familie, ohne Querverweise.
  11. Portugiesisch für »alles geht«, hier wird der traditionelle Kampf mit sehr wenigen Regeln beschrieben, die Tritte, Grappling, das Fehlen eines Zeitlimits und die Tatsache, dass ein Kampf nicht durch einen Schiedsrichter abgebrochen werden kann, erlauben.
  12. Der umgekehrte »ude garami« ist heute noch als »Kimura-Lock« bekannt.
  13. Portugiesisch für »Helden des Rings«.
  14. 1972 versuchte sein Cousin Carley Gracie, der Sohn von Carlos, sein Glück, scheiterte aber bei der Einführung von BJJ in den USA, und es kam zu einer Konkurrenzsituation mit Rorion Gracie, die laut Gentry zu mehreren Klagen wegen Verletzung des Markenrechts führte.
  15. Rorion half in den 80-iger Jahren bei der Choreografie der Kämpfe in zwei »Lethal Weapon«-Filmen unter der Regie von Richard Donner.
  16. Der Begriff wurde für Ringerturniere im 19. Jahrhundert geprägt, »bei denen keine Griffe verboten waren, unabhängig davon, wie gefährlich sie sein könnten« (Andreasson und Johansson).
  17. Laut Gentry nutzte Davie einen sehr unterstützenden Artikel im Playboy-Magazin, in dem Rorion porträtiert wurde. Er beschrieb dort den 100.000-Dollar-Herausforderungskampf, den er dem bekannten Kickboxer Benny Urquidez angeboten hatte (der ihn nicht annahm). Der SEG-Programmleiter Campbell McLaren wurde wohl aber letztlich mittels eines Videobands mit einer Sammlung von Herausforderungskämpfen von Gracie in Brasilien überzeugt.
  18. Zuschauer bezahlen nur für Inhalte, die sie auch gesehen haben, sie zahlen also pro Betrachtung (engl. »Pay-Per-View«).
  19. Die Technik beschreibt das Einführen eines Fingers oder mehrerer Finger (oder Hände) in den Mund, die Nasenlöcher oder andere Körperöffnungen einer Person und das Wegziehen von der körperlichen Mittellinie des Körpers. Die Dehnung des Gewebes ist sehr unangenehm und schmerzhaft, insbesondere wenn sie reißt. In diversen Kampfsportarten handelt es sich um eine unerlaubte Technik.
  20. Originalzitat von Senator McCain: »Wir erlauben den Amerikanern nicht, zwei Hähne gegen zwei Pitbulls in einen Ring zu werfen. Warum sollten wir es Menschen erlauben?« (Brooke).
  21. Jujutsu war in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr erfolgreich und hat sich auch vom japanischen Original abgeleitet, aber dennoch hat niemand jemals von »Deutschem Jiu-Jitsu« als Marke gehört.
  22. Interessant, da Kano seinerzeit den Dogi einführte, um gerade sichtbare Klassenunterschiede durch eine einheitliche Kleidung im Dojo zu verwischen.
  23. Ein sehr aufschlussreiches Interview zur BJJ-Strategie mit Jesse Enkamp und Bill “Superfoot” Wallace, der auch UFC 1 kommentierte, findet sich auf Youtube hier: https://www.youtube.com/watch?v=I_tMkWoUN18
  24. Sowohl Judo als auch BJJ sind sicherlich nicht durch MMA ersetzt worden. Judo und BJJ werden als Stile weiterhin praktiziert. Die Begriffe »Vorgänger« und »Nachfolger« wurden nur gewählt, um den zeitlichen Zusammenhang zu verdeutlichen.
  25. Zur vermeintlichen »Realitätsnähe« und ihrer immensen Bedeutung für das zeitgenössische Kampfkunstschaffen und für die damit einhergehenden psychologischen und sozialen Auswirkungen sei hier auf die Arbeiten von Wetzler und andere verwiesen. Dieser Aufsatz kann diesem außerordentlich wichtigen Thema nicht die angemessene Tiefe verleihen.